Leserbrief  zum OWL-Forum- Was können wir uns leisten?    

Presse WB 24.10.23

20.10.23

Vor der Entscheidung, wie Theaterbetrieb und Nordwestdeutsche Philharmonie künftig zeitgemäß und optimal sichergestellt werden sollen, sind noch viele Fragen offen. Nicht nur der Standort, sondern auch die finanzielle Belastung und die damit verbundenen Konsequenzen in den Folgejahren, sind noch ungeklärt.

Die vorliegenden Berechnungen des Gutachtens der baa projektmanagement beantwortet zwar die Fragestellung der Politik, der zufolge untersucht werden sollte, ob die Sanierung der vorhandenen Gebäude wirtschaftlicher ist als ein Neubau und enthält demzufolge auch nicht alle Fakten, die Grundlage für eine Grundsatzentscheidung sein müssen.

 

Bei einer Investitionsentscheidung muss man vorher sowohl die Herstellungskosten als auch die Folgekosten berechnen.

Die Folgekosten sind prozentual abhängig von der Finanzierungssumme, wobei es unerheblich ist, wie hoch der Anteil der Eigenfinanzierung ist. Zurzeit werden als Herstellungskosten bis zu 147.000.000 Euro genannt, sodass-auch, wenn Fördermittel in Höhe von 60.000.000 Euro in Aussicht gestellt sind, jährlich, einmal -grob geschätzt mindestens 2%, der Gesamtkosten, also mindestens fast 3.000.000 Euro zusätzlich den klammen Haushalt der Stadt Herford belasten.

Die Kosten für die energetische Optimierung des denkmalgeschützten Theaters sind in dieser Berechnung nicht enthalten.

Das Gutachten hat klar bestätigt, dass die NWD keinesfalls am Schützenhof verbleiben kann.

Somit hat sich auch die ursprüngliche Fragestellung verändert. Sicherlich kann durch den Verkauf des Geländes und des Gebäudes am Stiftberg der eventuelle teilweise oder vollständige Fortfall der Fördermittel etwas kompensiert werden.

Deshalb gilt es nun – weil bisher nicht beauftragt – die verbliebenen Alternativen gegenüberzustellen:

Alles unter einem Dach oder nur eine neue Philharmonie und die Sanierung des vorhandenen Theaterbaus

Es ist es zwingend erforderlich, vor einer politischen Entscheidung, die erforderlichen Werte zu ermitteln und folgende sechs Fragen zu beantworten:

  1. Welche Kosten und Folgekosten entstehen für die energetische Optimierung des vorhanden Theatergebäudes für eine künftig Nutzung als Aula?
  2. Welche Kosten und Folgekosten entstehen für die Errichtung eines zeitgemäßen Theaterbetriebes am jetzigen Standort?
  3. Welche Kosten und Folgekosten entstehen für ein zweites Gebäude, welches langfristig den Anforderungen einer Philharmonie entspricht?
  4. Kann der Theaterbetrieb während des Umbaus, wie andernorts bereits praktiziert, stattfinden bzw. welche Ausweichmöglichkeiten sind während der Bauzeit denkbar?
  5. Wie soll der Finanzierungsbedarf der Investitionen und Folgekosten für 30 Jahre, auch bei eventuellem, teilweise oder vollständigem Wegfall der Fördermittel sichergestellt werden bzw. welche bisherigen Leistungen der Stadt entfallen.
  6. Haben die Zwänge des Denkmalschutzes für das Theatergebäude einen Einfluss auf den Inhalt der Förderbescheide, denen zufolge nur ein Neubau für beide Institutionen vorgesehen ist?

Erst wenn diese Fakten bekannt sind, kann seriöser Weise entschieden werden, was geplant und umgesetzt werden soll, bzw. welche Leistungen aufgrund der jährlichen Folgekosten an anderer Stelle gekürzt oder entfallen müssen.

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Ob ein Standort am Janup- unter Einbeziehung weiterer Flächen, wie zum Beispiel dem Aral des ehemaligen Dohm Hotels, geplant und umgesetzt werden kann, wird man erst dann beantworten können.

Nur wenn das alles auf dem Tisch liegt, kann man entscheiden,

was wir uns tatsächlich leisten können

Lothar Wienböker